Unsere Kolonie wurde im Jahre 1919 gegründet. In der Zeit von 1938 bis 1956 leiteten die Gartenfreunde Schablewski, Grohmann und Ramin den Kolonieverein. Von 1956 bis 1983 war Gartenfreund Rolf Prenzlow 1. Vorsitzender und danach bis zu seinem Tod am 03.02.2002 Ehrenvorsitzender. Es folgten die Gartenfreunde Fröhlich (1983-1990), Krause (1990-2000). Seitdem wird die Kolonie von Gartenfreundin Milz-Belobrajdic geführt.

Abb: Sommerfest 1927
Vor und auch noch während des Krieges standen nur wenigen Pächtern große Nutzflächen zur Verfügung.
Als infolge der Bombenangriffe die Wohnungsnot zunahm, wurden ausgebombten Familien Kleingartenparzellen zu Wohnzwecken angeboten.
Der 2. Weltkrieg ging auch an der Kolonie nicht spurlos vorüber. Im Stadtforst und in der Kolonie wurden Schützengräben gezogen und auf dem Vereinsplatz eine Stalinorgel aufgestellt. Kinder spielten mit verstreut umherliegender Munition und mit Bomben. Dabei explodierte ein Blindgänger. Ein Kind wurde getötet, andere kamen mit dem Schrecken davon. Das kleine Vereinshaus und mehrere Lauben brannten aus.
Nach dem Krieg begann der Wiederaufbau, und man versuchte, so gut es ging, zur Normalität zurückzukehren.
Um Gemüse und Obst im Garten und das Kleinvieh im Stall vor Diebstählen zu schützen, musste die Kolonie geschlossen und eine Wache organisiert werden. Doch allmählich ging es wieder aufwärts. Schon bald gab es in der Kolonie eine von Frau Linke betriebene Ziegendeckstation, die sich auch um kranke Tiere kümmerte.
Die Russen spendeten der Kolonie 1948/1949 eine ausgemusterte Fliegerbaracke, die hergerichtet und als Vereinshaus genutzt wurde. (Im Jahre 1984 wurde diese Baracke der Phönix Filmgesellschaft für Aufnahmen mit Reinhard Mey zur Verfügung gestellt/Über den Wolken.)
Angesichts der schwierigen Nachkriegswohnlage hat der Magistrat von Berlin im November 1945 eine auf fünf Jahre befristete Richtlinie für die Errichtung bewohnbarer Lauben in vorgeschriebener Größe auf Kleingartenparzellen erlassen.
Auf Eigeninitiative der Kolonie wurde im Weg 5 eine Stadtwasserleitung verlegt. Die Kosten wurden zur Hälfte noch in RM und zur anderen Hälfte in DM bezahlt.
Die Radelandstraße bestand zur damaligen Zeit nur aus einem wenig befahrenen Feldweg. Die Firma Bolle befuhr die Kolonie in regelmäßigen Abständen und bot ihre Waren an. Vor und nach dem Krieg hatte die Kolonie eine eigene Kapelle. Frau Charlotte Hahn, die noch heute in der Kolonie wohnt, war die Nichte unseres Kapellmeisters August Stötzer. So kam auch in den schlechten Zeiten das Vergnügen nicht zu kurz. Langsam ging es wieder bergauf. Findige Unterpächter richteten in der Kolonie kleine Handeisposten ein und versorgten die Leute mit allem, was man zum Leben brauchte. Wenn in der Kolonie ein Kind geboren wurde, spendierte der Verein die Baby-Erstausstattung. Heute gibt es stattdessen ein Buddelkasten-Set.
In den fünfziger und sechziger Jahren wurde die Radelandstraße ausgebaut, über die Stadtrandstaße mit der Falkenseer Chaussee verbunden und endlich auch eine Buslinie eingerichtet.
Weil die ehemalige Fliegerbaracke im Lauf der Jahre baufällig geworden war, wurde 1990 ein neues Vereinsheim geplant, durch eine hohe Mitgliederumlage finanziert und 1993 fertiggestellt.
Am Freitag traf und treffen sich die Mitglieder auch heute noch gern dort zu einem kleinen Umtrunk. Bei Plauderei und Erfahrungsaustausch lernt man sich besser kennen und verstehen. Gäste sind willkommen.
Aber nicht nur von den Mitgliedern wird das Haus gern als Begegnungsstätte genutzt. Im Jahre 2000 wurde hier, sehr zur Freude der Kolonie, eine Folge der Serie „Praxis Bülowbogen“ und 2002 der Serie „Wolfs Revier“ gedreht.

Wegen fehlender Parkmöglichkeiten wurden zwei Parzellen nach Kündigung der alten Unterpächter nicht wieder an neue Kleingärtner verpachtet, sondern Parkplätze auf den Grundstücken angelegt und das Nutzungsrecht an Unterpächter gegen Entgelt vergeben. Wie immer waren auch für diese Arbeit viele fleißige Hände notwendig.
Allen, die in irgendeiner Weise für den Verein tätig gewesen bzw. es noch heute sind – sei es als ehrenamtliche Vorstandsmitglieder, Helfer bei Festen, baulichen oder sonstigen gemeinschaftlichen Leistungen – danken wir auf diesem Wege für die geleisteten Arbeiten und Einsätze. Wir hoffen, dass auch künftig Mitglieder für derartige Tätigkeiten zur Verfügung stehen.
Dem Bezirksverband Spandau gilt unser Dank für die gute Zusammenarbeit und Betreuung in den vergangenen Jahren, verbunden mit dem Glückwunsch zum 90-jährigen Bestehen und dem Wunsch nach weiterer guter Zusammenarbeit.